Jedes Feuerzeug, das die Fabrik verlässt, rührt damit an einer Sehnsucht nach Abenteuern, nach dem Wilden Westen, nach patriotischen Typen, die sich durch die Natur schlagen, statt im Büro schwitzend ein Intrigenspiel bei schlechtem Automatenkaffee zu erdulden. „Zippo macht einen Mann zum Mann“, sagen sie in Bradford. Im Jahr 2015 hat das etwas Trotziges. Aber passt es nicht alles?
Der Ort liegt umgeben von hügeligen Wäldern. Eschen, Eichen, Ahornbäume sieht man hier – und dazwischen leben Schwarzbären. Touristen kommen zum Jagen und Fischen, im Winter wird es Minus 30 Grad. Wer durch die Straßen läuft, merkt, dass dieser Ort mal Reichtum gesehen hat. Anfang des 19. Jahrhunderts lebte Bradford von der Holzwirtschaft. Um 1870 wurden Ölfelder entdeckt, was die Stadt zu einer der wohlhabendsten der USA machte. Doch Mitte des 20. Jahrhunderts war das Öl fast aufgebraucht – und von den viktorianischen Villen warten heute viele heruntergekommen am Straßenrand auf ihre Renaissance.
Mittendrin, an der Barbour Street, steht ein länglicher, dreigeschossiger Bau mit dunkelgetönter Glasfassade. Wie eine Perle im graubraunen Sand funkelt die Firmenzentrale. Vor dem Gebäude stehen Straßenlaternen im Zippo-Design, auf dem Parkplatz dahinter die Chevrolets der Angestellten. Ganz oben im Gebäude sitzt Duke, der Besitzer und Enkel des Gründers George G. Blaisdell, und qualmt die Bude voll. „In Bradford“, so Duke, „arbeitet in fast jeder Familie mindestens eine Person für Zippo“.
Man habe nicht nur Verantwortung für die knapp 1000 Angestellten, sondern für die ganze Gemeinde. „Es ist wichtig, dass wir nirgendwo anders als hier produzieren. Auch, weil das der Marke hilft, respektiert zu werden“, sagt Duke, die Halbglatze leuchtet über dem feingestreiften Ralph-Lauren-Hemd. Trotz des Geldes, trotz der Macht, nimmt der Chef abends auf denselben Barhockern Platz wie seine Arbeiter. Wie sein Großvater unterstützt Duke örtliche Einrichtungen wie die Universität.
Text von Welt.de